Individuelle Panik 

In bedrohlichen Situationen kann ein Mensch je nach seinen Persönlichkeitseigenschaften, dem jeweiligen sozialen Kontext und dem subjektiv empfundenen Gefährdungsgrad sehr unterschiedlich reagieren. Die Leistungsfähigkeit des Gehirns ist dabei im Bereich mittlerer Aktivierung am größten, und es erfolgt zweckmäßiges und zielgerichtetes Handeln. Mit wachsendem Belastungsgrad können das Verhaltensspektrum des Menschen eingeschränkt und die Angst zunehmend zum handlungsleitenden Motiv werden. Die Reaktionen des Menschen können bei zunehmender Angst nicht-rational und nicht-sozial werden, oder es kann beispielsweise zu einer lähmenden Starre bzw. einem kopflosen Fluchtverhalten kommen. Dieses unvernünftige und unzweckmäßige Verhalten wird als Panikverhalten bezeichnet. Empirische Untersuchungen (Herbst 1996) haben jedoch gezeigt, dass selbst bei Lebensgefahr nur ein geringer Anteil der betroffenen Menschen in diesem Sinne panisch reagiert.

Viele Panikforscher stimmen darin überein, dass der Begriff Panik insbesondere in den Medien oft ungerechtfertigt und eher aus Gründen einer dramatisierenden Darstellung verwendet wird. In Wirklichkeit handele es sich bei dem sogenannten Panikverhalten oft um eine nachvollziehbare Reaktion auf eine extreme Belastungssituation, die einem unbeteiligten und außenstehenden Betrachter lediglich unlogisch und unerwartet erscheint.

Die Psychologie versteht Panik unter anderem als psychisches und physisches Ausdrucksmittel des Individuums, um andere Menschen auf die eigene lebensbedrohliche Situation aufmerksam zu machen, um deren Hilfe zu aktivieren. Panksepp (1999) unterscheidet aufgrund von Ergebnissen aus der Tierforschung zwischen einem Panik-System und einem Furcht-System. Weitere Ergebnisse aus der Bindungs- und Säuglingsforschung legen nahe, dass auch bei Menschen ähnlich den Tieren in einer Gefahrensituation derartige Systeme aktiviert werden. Wird das Furcht-System aktiviert, welches mit dem Sympathikus assoziiert ist, so erfolgt ein auf die Gefahr fokussiertes Kampf- oder Fluchtverhalten, während das Panik-System mit dem Parasympathikus assoziiert ist und zu Distress Vocalisations (Weinen oder Schreien) oder einer Freeze-Reaktion (muskuläres Erstarren bei hochgradiger vegetativer Erregtheit) führt. Eine weitere Reaktion, die über die Freeze-Reaktion des Panik-Systems hinausgeht und offenbar nur beim Menschen vorkommt, ist die Dissozation (Unterbrechung der integrativen Funktionen des Bewusstseins oder des Gedächtnisses). Das Panik-System wird vor allem dann aktiviert, wenn Flucht unmöglich und Kampf aussichtslos erscheinen.

 

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